SCIFI-ECHSENACTION DNA DES MONSTRÖSEN HYBRIDMUTANTEN FEMME FATALE: GODZILLAS „KLEINE“ COUSINE, I-REX, IST TOTAL AUS DEM HÄUSCHEN, SPRICH: GEHEGE, GEHT MIT WEIT AUFGERISSENEM RACHEN GASSI UND KRALLT SICH IM GEGEBENEN FALL VELOCIRAPTOREN SOWIE CHRIS PRATT UND BRYCE DALLAS HOWARD. „JURASSIC WORLD“ IST DIE KNACKIGE GASSENHAUERREIHE, DIE DEN TITELGEBENDEN DINOPARK AUS DER URZEIT MIT FREIWILLIGER BLUTSPENDE, FUTURISTISCHER SAURIERGENFORSCHUNG, SCHWEINEGROSSEN CGI-REPTILIEN, SEMI-ROMANTISCHER LIEBESKOMÖDIE UND „INDIANA JONES“-ABENTEUER IN KRAFT SETZT. – „JURASSIC WORLD“: VOLLMUNDIG-DROLLIGE UND ACTIONGELADENE DIGITRICKFLEISCHFRESSER, DIE SICH MIT MENSCHENWILD UND IMBISSATTACKEN DEN BAUCH VOLLSCHLAGEN, UND: LEINE ZIEHEN!
Zurück in der Zukunft von „Jurassic Park“, 1993, dem gegenwärtigen „Jurassic World“: Colin Trevorrows („Journey Of Love – Das wahre Abenteuer ist die Liebe“, 2012) kolossal hochhackige Lady Gaga, genannt Indominus Rex, die aus genetischen Stücken des T-Rex und den bekannten Froschschenkeln gezüchtet ist – stakt im Schuppenpanzer-BH mit breiter Schnute und scharfen Zahnbatterien – wirft ihren mächtigen Schwanz im Vergnügungspark der Paläontologie aus, aber: Chris Pratt („Guardians Of The Galaxy“, 2014) und Bryce Dallas Howard („50/50: Freunde fürs (Über)Leben“, 2011) haben Bock die widerspenstige Saurierbraut im tödlichen Kopf-an-Kopf-Rennen mit linken Haken auszubremsen!
CGI-Züchtung: I-Rex, das Großmaul
In den weitläufigen Arealen von „Jurassic World“ stampft eine durch menschliche Arroganz entfesselte Herde von gigantischen VFX-Sauriern – dem 21. Jahrhundertneustart von Steven Spielbergs Dino-Freizeitpark aus dem Jahr 1993 (nach Michael Crichtons Literaturschmaus, den seinerzeit jedermann regelrecht verschlang), – durch die Einfriedungen, in welchen die majestätischen Kreaturen das für sie unbesiedelte, unerforschte Territorium durchbrechen und, wo sie ihren Herrschaftsbereich (nach Splittergruppen gepfercht) radikal ausweiten: Pflanzen- und Fleischfresser wie Flugechsen, genannt Kurzschwanzsaurier (Pterodaktylen), sind flügge und kreischen wie wild nach angereicherten aus extra fetten und nur halben Portionen von Menschenauflauf. Was ein Traum an delikatem Soufflé …
Boss holt eine Länge Dinosau heraus
Aber die Wendung ist diesmal, dass sich der Gentechniker Dr. Henry Wu (B.D. Wong) – „Focus“, 2015, – einmal mehr als moralisierender Dr. Frankenstein vorstellt, den wir bereits im ersten Teil von „Jurassic Park“, 1993, antreffen, und: der in den letzten 22 Jahren eine neue unvorstellbare zügellose Spezies aus dem fossilen Nährboden druckst – um die öffentliche Anfrage seines Geldgebers, Simon Masrani (Irrfan Khan) – „Inferno“, 2016, –, der nach immer größeren, hungrigeren, beängstigerenden Biestern giert, zu befriedigen, hingegen die herkömmlichen Angestellten Dienst nach Vorschrift abgreifen – und endlich seinem Herrn und Meister einen hochintelligenten Superprädator aus antiken DNA-Fragmenten eines T-Rex und Laubfroschs namens Indominus Rex, der noch als unbezwingbar gilt, kreiert, was bedeutet, dass sich das zu Tisch in spiritistischen Sitzungen auftretende Phänomen – bei dem gekreuzte Mörderechsen auf eine Frage als eine Antwort eines Geistes für den Zuseher bewegend erscheinen – temporär verschiebt, und: „Jurassic World“ nach selbiger molekularbiologischer Handhabung adäquat Spannung auslöst und streckt, als die Besucher die vorzeitige Eröffnung des „lebendigen“ Museums durch kopfloses Einrennen der Tore beinahe zur Schließung erstürmen.
Schöpfer des I-Rex
Stationär generiert aus Dumbo, dem Elefanten, und Jerry, der Maus, sozusagen einem unglaublich niederträchtigen und fratzenhaften Paarhufer, der uns in dem gläsernen Supertierpark, in dem ein geheimes Labor untergebracht und uns alle Dekaden lang das Fürchten lehrt und abschließend verlassen ist, wenn es neuerdings zu einem klinisch toten oder abwegig missglückten Experiment kommt, das Fleisch geworden (grundsätzlich als Indominus Rex) wie ein Pferd aus der Koppel in die Freiheit springt, um das geschlagene Menschenmus zu schlürfen. Und dieser Legopixelsaurus, oder I-Rex, wie die Gattung nun tituliert ist, ist eine sie, und in so doppelzüngigen Mengen angereichert, dass etwas wirklich erstaunlich Exorbitantes und Hyperschreckliches im Begriff ist, offenbart zu werden, und tatsächlich nie wird, abgesehen von der konzeptionellen Idee der mutierten Wahnsinnsechse, die sich dann und wann aus dem Ei pellt …
I-Rex, die Fresse, stochert Raffzahn auf
„Jurassic World“, die vierte, und bis dato beste Fortsetzung von „Jurassic Park“, 1993, ist der klassische altmodische Monsterfilm. Er ist auch ein richtungsweisendes CGI-Spektakel (der Spezialeffekt alias prähistorischer Alien ist auch der zweite Hauptdarsteller neben dem nicht warm werdenden Liebes- und/oder Bruderpaares), das die Grenzen der digitalen Weltschöpfung erfasst. Eine in Richtung des Ausgangspunktes verlaufende, innovative stereotype Mär, die sich zurück in die Vergangenheit der Steinzeit verkrustet, in der mehr oder weniger Technologie erschöpfter Epoche, wo jetzt die CPU-Reptilien los sind – zähneknirschende Digitrick-Megadinosaurier, die auf freiem Fuß danach lechzen an der Menschheit blutige Rache zu nehmen.
Nichtsdestotrotz pflegt Regisseur Colin Trevorrow – dessen einzige vorherige dramatische Arbeit die bescheidene Tragikomödie „Journey Of Love – Das wahre Abenteuer ist die Liebe“, 2012, beinhaltet – das ursprüngliche Spielberg-Original, das er in Reinkultur huldigt. Die Fortsetzungsfolge ist auch eine Retrospektive der urzeitlichen Sauropoden auf dem Bildschirm sowie eine Hommage an den großen „A.I.“-Regisseur. Damit wachsen bei dieser Scifi-Action die Freude und der Spaß auf die Urviecher, vor allem für Kinder und Jugendliche.
Auf Safari: Triceratopse hautnah
Also kommt Zach (Nick Robinson) – „Kings Of Summer“, 2013, –, der ältere der beiden jungen Brüder, in multiplen Funktionen ins Spiel. Einerseits hat er nur Augen für die schönen Mädchen auf der Paradiesinsel im Kopf. Andererseits, aus Angst vor einer erstarrten Zukunft: Dinos im Freizeitpark – geklont, mutiert, gekreuzt, gefleckt oder gepunktet – trifft er ein letztes Mal zugunsten Grays und wirft die Achter- u. Schwebebahnfahrt so gut wie über Bord, aber: Unmöglich ist das Undenkbare nicht, als die Geschwister zu Beginn den Laufpass für die Reise mit der Möglichkeit, Großwild zu beobachten, erhalten, fühlt Zach sich prompt von den exotischen Girlies verfolgt.
Anders Gray (Ty Simpkins) – „Iron Man 3“, 2013, –, sein kleiner Bruder, der noch grün hinter den Ohren und eine wandelnde Echsen- und Saurierenzyklopädie ist, und: der sich eventuell farbige Reptilien wie etwa Riesenfeuersalamander zu sehen vorstellt, die es nicht gibt, obgleich, die aus alter Zeit stammende Dinosau von Welt ein monoton chromgrau ausgestattetes Fliederbiest in Mieder ist.
Kids auf der Hut vor Mrs. I-Rex
Bis die Brüder über einen maroden Warenspeicher stolpern, der im Wesentlichen eine Gruft voller „Jurassic Park“-Artefakte beherbergt. In dem altertümlichen Fundus modern unter anderem der kistenartige 1992er-Jeep Wrangler, in dem Laura Dern so einprägsam vor dem Tyrannosaurus Rex flüchtet. Zach zündet einfach die frühere Requisite, um mit seinem jüngeren Bruder vor der seltsam zusammen gewürfelten Kreatur zu flüchten, derweil auf der Insel und im Freizeitpark selbst die Panik ausbricht.
GPS-Laufkugel ohne, logo: Kinder
Wie bei Tante Claire (Bryce Dallas Howard) – „Spider-Man 3“, 2007, –, einer gestressten Managerin des Konzerns, die die Dinos bilanztechnisch als Aktivposten oder Gewinn bezeichnet – und von ihrer Schwester und Mutter der beiden Zöglinge, Karen (Judy Greer) – „Planet der Affen: Revolution“, 2014, –, angehalten wird auf ihre Schützlinge achtzugeben – wie aufgelöst erscheint, wenn es darum geht, mit ihren Neffen Zach und Gray, die mittlerweile außerhalb des Parks herumstreunen, als der Teufel durch den Smaragdwald stapft, Zeit zu verbringen – oder zumindest dem gentechnisch veränderten weiblichen Ungeheuer die Stirn zu bieten.
Und Owen Grady (Chris Pratt) – „Guardians Of The Galaxy“, 2014, –, dem Chefdinoflüsterer, der auch schon einmal bei kaputten Motoren seine Hand anlegt, sich aber mehr seinem intuitiven Verständnis zu der hundeähnlichen Meute von Velociraptoren hingibt, als zu Tante Claire, um sie auf Vordermann zu bringen, zwingt sich selbst und seine Libido in die Knie.
Auf die Plätze – fertig: fassungslos
Doch erstens kommt es anders (weitere wissenschaftliche Proben, speziell beim grandiosen Riesenwal, halten sich in der Waage, weil die physikalischen Gesetzmäßigkeiten des Fettklops sein privater Whirlpool nicht ausbalanciert) und zweitens wie John Hammond (Richard Attenborough) denkt – der ehemalige Vorstand von „Jurassic Park“, 1993, –, denn Simon Masrani (Irrfan Khan) – „Life Of Pi: Schiffbruch mit Tiger“, 2012, –, der heutige Kurator des Paläoparks, „Jurassic World“, legt die Latte um einen I-Rex viel höher – und uns Hammond in seinem letzten Wunsch anheimgibt: „Keine Kosten zu scheuen!“
Um die Schadensbegrenzung wenn möglich in allen Bereichen zu minimieren, folgt eine Kostenexplosion in allen möglichen Bereichen, zumal bestimmte Auffangbecken (wo zum Beispiel der Killer-Mosasaurier Luftsprünge spielend ausübt und einen zappelnden Mörderhai hinunter würgt) mit steileren Wänden aufwarten müssen, um die Sicherheit des Publikums zu gewährleisten, um eigentlich den gesamten Vergnügungspark mit seiner speziellen Freakshow früher als geplant zu eröffnen respektive die mordsmäßigen Urzeitviecher zeitiger auf die Zuschauermassen loszulassen, bedeutet ein zusätzliches mehr an Ausgaben und, leider, Todesopfer.
Kurator staunt Bauklötze
Und auch: Weil der Tierknast praktisch mit heißer Nadel gestrickt ist – aufgrund der Tatsache, dass die kreischende Menge noch nicht in die aufgerissenen Tore eindringen kann wie der auf Gewalt gebürstete Hoskins (Vincent D’Onofrio) – „Der Richter – Recht oder Ehre“, 2014, –, der nächstens mit vorgehaltener Pistole Hals über Kopf Owens Velociraptorenhündchen für eigene militante Zwecke missbrauchen und entwenden möchte – sickert durch, dass im Park so ziemlich alles störanfällig ist, was da kreucht und fleucht.
Saurierflüsterer versus Naturbursche
Hoskins Theorie basiert darauf, dass ferngesteuerte Drohnen Tunnelsysteme und Höhlen in Zukunft nicht mehr kartografieren, weil sie schlicht hackbar sind. Hoskins lapidar: „Jetzt ist es an der Zeit die Natur ans Werk zu lassen!“, und die Koptoren sind an der Reihe verschrottet zu werden. Das ist auch so ein Punkt in „Jurassic World“, der antiquiert aufstößt. Aber nicht für den radikalen Naturforscher Hoskins, der am Rad der Zeit weiter dreht: „Die Instinkte der Ungetüme sind programmiert!“ Wir vermuten quasi hinein programmiert? Ins Gehirn? Oder in den Schuppenpanzer implementiert? Oder gar in den Peilsender, den die I-Rex-Lady im Schwanz durch die Gegend schleppt?
Der Quatsch löst bei Barry (Omar Sy) – „Heute bin ich Samba“, 2014, –, dem Tierpfleger, instinktiv Unverständnis und ein höhnisches Lächeln aus. Und Owen bemitleidet Hoskins für seine kindlichen Ansichten, da er noch immer nichts von den intelligenten Kerlen gelernt hat. Und tatsächlich sollen wir alle von den intelligenten Kerlen (Velociraptoren) mit den großen/kleinen Zahnbatterien lernen. Nur, was sie uns genau lehren sollen, das erschließt sich dem Zuschauer nicht. Ach was, vielleicht ist es die Dialogzeile im Film, wo die Viecher die Arbeit der US-Navy verrichten sollen. Was machen eigentlich die Jungs von der Navy so? Laut „Jurassic World“ etwas tief unter Wasser.
Staunt Bauklötze, die Zweite
„Jurassic World“ ist von Anfang an auf Angst, Bedrohung und Terror getrimmt. Und der Freizeitpark ist an allen Ecken und Enden mit geheimnisumwitterten Verschwörungen übersät, die letztlich dem Zuschauer eine große Anzahl von packenden Auto- und Dino-Verfolgungsjagden, digital-mysteriösen Saurierkunststücken, Tarnen und Täuschen im rauschenden Blätterwald des fantastischen Dschungels und Spannung pur bietet, auch wenn der Inhalt absurd und mit ungeheuerlichen Logiklöchern von der Größe des Loch Ness gestopft ist, erobert die amüsante Handlung des Monsteractionstreifens stets die Herzen der Zuseher: „Jurassic World“ ist begeisternde und lustige Scifi-Action-Fantasie für Jung und Alt!
Jurassic World; OT: Jurassic World, USA 2015; Länge: 125 Min.; Regie: Colin Trevorrow; Darsteller: Chris Pratt, Bryce Dallas Howard, Vincent D’Onofrio, Nick Robinson, Ty Simpkins, B.D. Wong, Irrfan Kahn, Omar Sy, Judy Geer; Drehbuch: Rick Jaffa, Amanda Silver, Derek Connolly, Colin Trevorrow; Kamera: John Schwartzman; Musik: Michael Giacchino; Produktion: Frank Marshall, Patrick Crowley, Steven Spielberg; Schnitt: Kevin Stitt; Genre: Sci-Fi-Monsterechsen-Action | DVD-Start: 22. Oktober 2015 | FSK: ab 12; Verleih: Universal Pictures.