ACTIONTHRILLER „NON-STOP“: SUPERSTAR LIAM NEESON VERKÖRPERT IN DER VERSTÖRENDEN CHARAKTERSTUDIE DEN RÄCHERBASTARD IN EINEM FLUGZEUG, DAS DURCH EINE BOMBE IN DIE LUFT ZU GEHEN DROHT. – „NON-STOP“ IST EIN ZERMÜRBENDER HÖHENFLUG MIT TIKITAKA-KÄMPFEN SOWIE IMMENSER SPANNUNG UND DRAMATISCH INTENSIVES ENTFÜHRUNGS- ALS AUCH GANGSTERKINO, DAS KEIN ERBARMEN KENNT. HIER FLIEGEN DIE FETZEN ÜBER DEN WOLKEN!
„Non-Stop”: Liam Neeson („Ruhet in Frieden – A Walk Among the Tombstones“, 2014) verteidigt als alkoholkranker Luftsheriff einen brechend vollen Flug gegen Terroristen mit einer dicken Kanone. Der düster-wütende Thriller ist Neesons zweite Arbeit mit dem spanischen Regisseur Jaume Collet-Serra („Unknown Identity”, 2011). Den konventionellen Bombe-im-Flugzeug-Thriller haben wir schon gesehen – aber Liam Neeson – der enorme Überzeugung in den Action-Karriere-Rollen bewegt, verschafft seinem Körper so viel Schubkraft, dass er beinahe Sitze heraus reißt. Mit Oscarpreisträgerin Julianne Moore.
Non-Stop: Air Marshal Marks am Abzug
Für eine Milliarde Menschen – in Haupt-, Neben- und wohl möglichen interplanetarischen Absatzgebieten – ist die Gleichung einfach: der schlaksige, melancholische Luftsheriff Bill Marks (Liam Neeson) – „96 Hours – Taken 2“, 2012, – mit Alkoholfahne und Kanone – ergibt ein ausgezeichnetes Chaos. Dazu Neesons unruhiger Flug: Der ergraute Action-Star wird auf einer Spritztour in einem Flugzeug von einem ausgekochten Terroristen in dem Thrillerdrama gedemütigt. Eine Fluggesellschaft mit Routen über den Atlantik – deren Passagiere größte Angst wohl eine Bruchlandung im Meer ist – hat einen Vollzugsbeamten an Bord. Doch „Non-Stop“ ist eine Entführung mit einem vifen und mysteriösen Bösewicht.
Der Schurke an Bord sendet Sky Marshal Marks SMS-Bedrohungen. Der gesamte Film findet beinahe auf dem Flug von New York nach London statt. Auf halbem Weg über den Atlantik erhält Marks gesimste Texte, die versprechen, dass alle 20 Minuten Passagiere nach dem festen Zeitplan sterben – es sei denn – Marks kann die Airline davon überzeugen 150 Millionen Dollar auf ein bestimmtes Nummernkonto zu transferieren, das noch dazu auf seinen Namen läuft. Und die quälenden SMS-Inhaltsfragen kreuzen schneller auf als die toten Körper fallen. Bill ist darauf vorbereitet ein verzweifelter, verbitterter Entführer zu werden, der nichts mehr zu verlieren hat. Herr oder Frau Böse kennt eine Menge von Marks Hintergrundgeschichten, wie wir in den SMS-Nachrichten betrachten, die sich auf der Leinwand als Gedanken- und Sprechblasen bilden und wie in einer Comic-Bildgeschichte alsbald schwebend platzen.
Bombenkommando Bill Marks entschärft
Doch das Kreuzworträtsel hat ein paar unlösbare Fragen. Als da wären: Wer darf in 12.000 Metern simsen? Wie bleibt eine Leiche in einer Toilette auf einem überfüllten Flug sechs Stunden unentdeckt? Auf welche Art von Wellenlänge transportiert ein Smartphone Bildmaterial an einen New-York-City-Nachrichtensender aus einer fliegenden Maschine, die über Island düst? Seltsamerweise, als Neeson beginnt Klatsch und Tratsch an die Piloten und seinem Am-Telefon-Vorgesetzten Marenick (Shea Whigham) – „The Wolf of Wolf Street“, 2013, – zu richten – den verzwickten Umständen geschuldet – denkt sich vermutlich jeder der Passagiere, dass er der Entführer ist. Und wer weiß? Marks könnte es sein. Er ist instabil genug. Man hat als Zuschauer viel zu schlucken. Bill ist ein Säufer und Ex-Cop (mit Schimpf und Schande gefeuert), der durch den Tod seiner Tochter, die an Leukämie starb, in eine schwere Depression fiel, und die nicht aufhören wollende Abwärtsspirale, die ausgerechnet jetzt im Flugzeug kein Ende findet.
Aber wenn man akzeptiert, dass er die Polizeimarke und die Knarre sein Eigen nennt, sind Sie bei dem Drama auf einer spannenden Reise unterwegs. Und vielleicht hat sich Bill selbst eine SMS gesandt, auf die Weise wie sich Edward Norton in David Finchers „Fight Club“, 1999, selbst die Fresse poliert. Der große Unterschied in „Non-Stop“, wir sprachen darüber – ist – dass Air Marshal Bill Marks mehr fehlbar als gewöhnlich ist. Er ist nicht besonders schlau oder einfallsreich, nur verbissen und ehrlich. Er kämpft gut, aber nicht unüberwindlich, und sein bester Vorschlag mit dem Umgang einer Bombendrohung ist die Sprengvorrichtung mit so wenig Schaden wie möglich in die Luft gehen zu lassen, was natürlich ein Loch ins Heck reißt.
Non-Stop: Luftsheriff und Flugbegleiterin
Als sich der Grund für die Intrige offenbart, ist es für das Publikum nicht ganz überzeugend. (Es gibt eigentlich zwei Motive, eines wahrscheinlicher als das andere.) Ungeachtet dessen, verrichtet das Team von Autoren und der spanische Regisseur Jaume Collet-Serra, der bereits mit Liam Neeson den Action-Mystery-Thriller „Unknown Identity“, 2011, ausführte, eine vorzügliche Arbeit des mutmaßlichen Tatverdachts unter den Charakteren. Wie eine klassische Krimitragödie stellt „Non-Stop“ ein Dutzend oder So-früh-wie-möglich-Mörder auf, offensichtliche Stereotypen.
Die hibbelige Vielfliegerin Jen Summers (Julianne Moore) – „Carrie“, 2013, – die mehr oder weniger die Vera-Farmiga-Rolle in „Up in the Air“, 2009, spielt, die darauf besteht neben Marks zu sitzen – Fensterplatz mit Aussicht – und mit dem schwarzen Computer-Programmierer Zack White (Nate Parker) – „Arbitrage – Macht ist das beste Alibi“, 2012, – handelt, der sie neben Marks absetzt, jedoch nicht so nah – dass – falls sie sich abwendet nicht simsen kann. Der spanische Regisseur Jaume Collet-Serra verweilt auf Summers als sie Marks bedeutende Blicke zuwirft, so plötzlich, dass Sie denken, sie gehört ihm. Tja, sie ist die Richtige! Und dann – nein – warten Sie einen Lidschatten-Moment, die Leute hinter und vor der Kamera wünschen sich einfach nur, dass wir denken, sie ist die Richtige. Sie sieht ihn nur so an als ob, weil sie denkt, er ist der Richtige.
Vielfliegerinnen schöpfen mehr Verdacht
Aber dann verharrt Jaume Collet-Serra auf einen anderen Passagier – und alles beginnt von vorne. Er ist es! Er ist es definitiv! Der Pilot Kyle Rice (Jason Butler Harner) – „Der letzte Gentleman“, 2010, – ist der Übeltäter. Auch nicht? Dann ist es Nancy (Michelle Dockery) – „Anna Karenina“, 2012, – die Flugbegleiterin. Stop, Sie erhalten außerdem die intimrasierte Hirnschale von Hitzkopf Austin Reilly (Corey Stoll) – „Das Bourne Vermächtnis“, 2012, – der angriffslustige New Yorker Cop, zumindest sagt er, dass er ein New Yorker Bulle ist.
Aber nicht doch – zu voreilig – es ist der doofe Geschäftsmann Tom Bowen (Scoot McNairy) – „12 Years A Slave“, 2013, – ein Mann, der außerhalb des Flughafens Bill Marks erzählt – frei von einem plausiblen Grund – dass es nach Amsterdam geht, nicht nach London. Drückt das ein Ausgeschlossensein aus? Vielleicht der seltsam ruhige Muselmann Dr. Fahim Nasir (Omar Metwally) – „Breaking Dawn – Bis(s) zum Ende der Nacht: Teil 2“, 2012. Oder könnte es das süße kleine und ängstliche Mädchen Becca (Quinn McColgan) sein, die auf dem Weg zur Maschine ihren Teddybären purzeln lässt, die Marks an seine verstorbene Tochter erinnert? Schließlich inszenierte Jaume Collet-Serra ebenfalls „Orphan – Das Waisenkind“, 2009. Klingt allerdings ein bisschen spanisch.
Von-der-Rolle-Stew ist Oscarpreisträgerin
Oder eben Gwen (Lupita Nyong’o), die etwas andere Flugbegleiterin. Und, für die Fans von „12 Years a Slave“, 2013, wo ist eigentlich Lupita Nyong’o? Die Oscarpreisträgerin steht auf der Besetzungsliste an siebenter Stelle – aber – spielt ein Besatzungsmitglied und ziert eine sportliche Grace-Jones-Haartracht, darüber hinaus hat sie nur etwa drei Zeilen Dialog. Haben Sie jemals den schrecklichen, aber lustigen 1972er-Jahre Film „Endstation Hölle“ mit Charlton Heston gesehen?
In dem Streifen schreibt jemand mit Lippenstift auf den Spiegel, dass eine Bombe an Bord ist und wenn das Flugzeug nicht nach Moskau fliegt – fliegt es hoch. Das ist der letzte Krimi in der Luft, an den man sich erinnern kann, wo die Identität der Entführer ziemlich offensichtlich ist. „Non-Stop“ hat nicht so viele Lacher. Beweisstück A: Marks erläutert den Reisenden die Situation, und sollten die Flug-zur-Hölle-Gäste kooperieren, spendiert ihnen die Airline ein Jahr lang Gratisflüge. Aber Beweisstück B ist viel besser: Der Spruch ist gar günstig und nicht wirklich auf spaßhafte Weise unterhaltend. Es gibt aber alle Arten von dicht gepackten Rahmen und klirrenden Nahaufnahmen und das allgegenwärtige Brummen von Motoren und einer Druckluftkabine, die uns klaustrophobisch peinigt.
Sheriff sprengt Bombenloch in den Rumpf
Die Kämpfe, wenn sie als Puppen der „Muppets Show“ antanzen, sind echte Kopfschaukler. Wie wahr – es gibt einige „Endstation Hölle“-würdige Reden. Aber Liam Neeson ist so ein eloquenter Brocken einer irischen Melancholie, dass er alles gibt, bei dem was er tut – einen Hals umdrehen scheint wie ein Schluck Wasser hinunterzugehen – eine klassische Gewichtigkeit. Die Frage hängt im Himmel: Haben wir genug Informationen, um Detektiv zu spielen und herauszufinden, wer schuldig ist? Oder ist der Entführungs-Killer ein beliebiger Verdächtiger, der hoch oben in den Wolken aus dem Boden schießt und am Höhepunkt angekommen lechzt: „Ich bin’s, he-he …“
Die Antwort auf diese Frage ist … es tut uns leid, wir können es nicht verraten. Der Schlüssel zu einem guten B-Mysterium ist, dass alle Akteure gekünstelt sein sollten. Man darf nie den Unterschied zwischen einem Schauspieler, der schlecht spielt, und einem Schauspieler, der dabei ein meisterliches Schauspiel von jemandem zeigt, der schlecht ist, erkennen. In „Non-Stop“ gibt es viel ausgezeichnete schlechte Schauspielkunst. Und eigentlich sind wir keine Experten auf diesem Mini-Genre. Aber wenn sie wie diese Flugzeugkatastrophe gut konstruiert ist, dann haben wir etwas verfehlt!
Über den Wolken ist die Freiheit grenzenlos
Liam Neeson selbst kann sich noch zeigen, in dem er sich mit solide wirkenden Handkantenschlägen auf engstem Raum benimmt. Berichten zufolge soll er ehemals die Rolle von James Bond abgelehnt haben, weil er nicht als der Star von Action-Filmen typisiert werden wollte. (Pierce Brosnan nahm an.) Seither ist er diesem Typ zugeordnet: Er war so ein Sack in „Das A-Team – Der Film“, 2010, ganz abgesehen davon, dass er auf eine Vielzahl von einsamen Rächer-Geschichten zurückgreift. Die Tage von „Darkman“, 1990, oder „Rob Roy“, 1995, „Batman Begins“, 2005, und „96 Hours”, 2008, sind nahezu gezählt. Aber die Relikte eines Schauspielers verbleiben, und „Non-Stop“ verpasst Neeson an einem dieser schönen alten Tage eine Chance, dass seine Empfindungen beinahe so oft wie seine fliegenden Fäuste los legen.
Tatsächlich findet der Neeson-Charakter nur in der existenziell schwierigen Lage zurück zum Leben. Seine „ganz besondere Reihe von Fähigkeiten“ – wie er in „96 Hours – Taken 2“, 2012, einräumt, der Selbstjustizler, der seinen Action-Ruhm vom Stapel lässt – sind brauchbar, größtenteils das Bestehen von Menschen zu beenden oder zu retten. Abseits von der Hitze des Gefechts ist er ein lausiger Ehemann und Vater, hat Flugangst, ist eine Katastrophe von Häuslichkeit, wie er in der großen Geständnisszene sein Gewissen erleichtert. Und „Non-Stop“ ist nicht mehr oder weniger als das, was er beabsichtigt zu sein: die Art von hirnloser Standard-Unterhaltung, die Sie wahrscheinlich zwischen Mahlzeiten und dem Mittagsschlaf begutachten, auf einem internationalen Flug. Versuchen Sie, die Reise zu genießen – und simsen Sie nicht – bitte. Jedoch, für die Action-Liebhaber ist „Non-Stop“ ein solider, nervenaufreibender Thriller, der jede Sekunde mitreißt und begeistert.
Non-Stop; OT: Non-Stop, UK/FR/USA/CA 2014; Länge: 106 Min.; Regie: Jaume Collet-Serra; Darsteller: Liam Neeson, Julianne Moore, Scoot McNairy, Michelle Dockery, Lupita Nyong’o; Drehbuch: John W. Richardson, Chris Roach; Kamera: Flavio Martínez Labiano; Musik: John Ottman; Produktion: Joel Silver, Andrew Rona; Schnitt: Jim May; Genre: Action-Thriller; FSK: ab 12; Verleih: Studio Canal; auf DVD